Mit ein paar Eierkartons fing alles an. Dann förderte die Telekom das Projekt mit der Initiative „Ich kann was!“. Heute ist comX-Radio rund um die Uhr auf Sendung.
S ie geben den Rhythmus im Viertel an: Die Kinder und Jugendlichen vom comX-Internetradio. Seit 2010 ist das Radio aus dem Berliner Märkischen Viertel live auf Sendung. Seit Isabelle Ghesquier sechs Jahre alt ist, geht sie im Jugendzentrum comX ein und aus. „Im Märkischen Viertel gibt es auch einfach nichts“, erzählt die heute 23-jährige Studentin. „Entweder du bist auf dem Spielplatz und spielst zwischen Scherben, oder du gehst in eine Einrichtung, in der für dich alles schön gemacht wurde.“ Für Isabelle war die Entscheidung klar: Natürlich das comX und vor allem das Radio.
Die Idee zum Radio gibt es seit 2009. Das Ganze haben damals der frühere comX-Leiter Filippo Smaldino-Stattaus und Mitarbeiter Marc Voigt eingefädelt. „Auf der Suche nach Förderungsmöglichkeiten sind auf die Telekom-Initiative gestoßen“, erinnert sich Isabelle. „Gemeinsam haben wir überlegt, woran wir arbeiten und wobei wir noch mehr Unterstützung gebrauchen können“. Ein Studio hatte das comX bereits. Allerdings bestand es nur aus Eierkartons und einem in die Jahre gekommenen Computer. „Wir dachten uns: Daraus kann man mehr machen. Aber wir brauchen ein Projekt, an dem alle Spaß haben können.“ So war die Idee eines Internetradios geboren.
Mehr als
erreichte Kinder und Jugendliche
Maximal
Euro Unterstützung pro Projekt
Fast
Millionen Euro Fördervolumen
Mehr als
geförderte Einzelprojekte bundesweit
Mehr als
Bewerbungen pro Jahr
Monatelang war es still um die Bewerbung. Dann gab es endlich eine Antwort: Die Deutsche Telekom fördert das Projekt mit satten 15.000 Euro. „Wir haben es einfach nicht geglaubt“, erinnert sich Isabelle. „Nun kriegen wir richtige Technik. Und vor allem können wir es genauso machen, wie wir uns das vorgestellt haben“.
Als erstes wurde alles aus den Räumen geschmissen und in Technik investiert – denn ohne die hätte ja nichts funktioniert. Rund drei Monate dauerte die Renovierung. „Als dann endlich alles fertig war, waren wir einfach nur richtig glücklich und stolz“, strahlt Isabelle.
Ein Studio hatte das COMX bereits. Allerdings war es es schwer, das als Studio zu betrachten, denn es war aus Eierkartons.
Isabelle Ghesquier
Moderatorin comX Radio
In der Anfangszeit durfte sich jeder am Mikrofon ausprobieren. Niemand wurde ausgeschlossen. Im Winter kam schon das erste große Projekt: Der Berliner Radiosender KISS FM übernahm die Patenschaft für das Internetradio und zeigte den jungen Radiomachern, wie man richtig Radio macht. Seither sind sie rund um die Uhr auf Sendung, mit täglichen Livesendungen und automatisierten Playlists.
Auch Isabelle hatte ihre eigene Sendung, „Best of Isi“. „Am Anfang kommt man sich schon komisch vor, wenn man allein in einem Raum sitzt und ins Mikro spricht. Aber dann schreiben dir plötzlich Freunde, dass sie dich gerade hören und sich Lieder wünschen. Das ist verrückt.“ Sogar in den USA und der Türkei gibt es Zuhörer. Bei einer internationalen Sendung haben sogar Freunde und Verwandte in der Türkei Lautsprecher auf der Straße aufgestellt, damit alle im Dorf der Sendung zuhören konnten.
Heute studiert Isabelle Islamwissenschaften. „Radio ist heute immer noch ein Traumberuf für mich. Ohne das comX wär ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dass Radio für mich eine Option ist.“ Auch wenn noch nicht ganz klar ist, was sie mal beruflich macht – Eins steht fest: Sie kann was.