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Das neue Normal

Schöne

neue

Welt?

"Krise ist ein produktiver Zustand.
Man muss ihr nur den Beige­schmack der Katastrophe nehmen."
Weise Worte von Max Frisch, doch scheinen sie zur Corona-Pandemie unpassend. Oder doch nicht? Elf Fragen, die uns alle bewegen…

Anna Anna
Wann ist endlich
alles wieder normal?
  • Angst vor leeren Supermarkt-Regalen, verlassene Innenstädte, Berichte über Mili­tär­transporter, die Leichen in überfüllten Krematorien ab­trans­por­tieren und jeden Abend neue scho­ckie­rende Corona-Zahlen. Was wir nur aus Filmen kennen ist plötzlich real geworden. Doch während manche sehnsüchtig zurück­blicken und sich fragen, wann es endlich wieder wie früher wird, würde Max Frisch wohl fragen: Wollen wir überhaupt wieder unser altes Leben zurück? Oder hat uns die Krise vielleicht sogar etwas Gutes gebracht?

    Eines scheint gewiss, die Krise hat viele von uns zum Nachdenken angeregt. Zum Beispiel darüber, ob das ständige „Größer, schneller, mehr“ wirklich so lebenswert ist. Ob Ent­schleunigung nicht nur der Umwelt, sondern uns allen zu Gute kommt. Ob Gemein­schaft und Zu­sam­men­stehen nicht doch wert­voller sind als streben nach immer mehr Wohlstand und Erfolg. Wann wir die Corona-Krise überstanden haben, wissen wir nicht. Aber laut Zu­kunfts­forscher Matthias Hort wollen mehr als die Hälfte gar nicht mehr in das Leben vor der Krise zurück. Ein Zwischen­fazit zum neuen Normal.
Raffi Raffi
Wir haben uns zum
Dinner verabredet.
Kommst du auch?
  • Im Lockdown trifft sich die Welt im Videochat: Gemein­sam mit Freunden zu Abend essen, Stadt Land Fluss spielen oder Musik machen: Not macht erfinderisch. Wie dabei großartige Kunst entsteht, zeigt zum Beispiel Jimmy Fallon, Showmaster der amerikanischen “Tonight Show”. Er hat regelmäßig Größen wie Sting zum gemeinsamen online musizieren eingeladen. Für viele ist das Netz in der Krise zum wichtigsten Treffpunkt mit Familie und Freunden geworden. So kommt eine Bitkom Studie zu dem Ergebnis, dass 40 Prozent der Senioren die Digitalisierung positiver sehen als zuvor und Ältere Internet-Nutzer mehrheitlich besser durch die Krise kommen.

    Übrigens: Obwohl immer mehr Menschen digital unterwegs sind lief das Telekom-Netz in der gesamten bisherigen Krisenzeit reibungslos.
Quarantäne Sessions
Zu Hause per Videochat mit Freunden Musik machen: Was dabei herauskommen kann, zeigt zum Beispiel Jimmy Fallon, Showmaster der „Tonight Show“, der regelmäßig Künstler wie Sting in der Quarantäne per Videochat von Zuhause einlud und musizierte. Video ansehen
Luisa Luisa
Wann sehe ich dich
endlich wieder in der
Pause? Vermiss dich
  • Und plötzlich ist die Schule zu. Das gab es in Deutschland zuletzt nach dem zweiten Weltkrieg. Damals kam die Bildung zum Erliegen. Heute wird im Lockdown der Küchentisch zur Schulbank.

    Die abrupte Umstellung zum Homeschooling hat viele Familien vor große Herausforderungen gestellt. Insbesondere Kinder deren Eltern ihnen nicht die notwendige Un­ter­stützung bieten können, kommen schnell an ihre Lerngrenzen. Und auch der fehlende soziale Aus­tausch zwischen Schülerinnen und Schüler hinterlässt negative Spuren. Dennoch hat die Corona-Krise gezeigt, auch wenn Homeschooling keine Alter­native zum Unterricht im Klassen­verband ist, so kann es Krisen­zeiten überbrücken und auf Dauer eine sinnvolle Ergänzung zum Schul­unterricht sein.
Maria Maria
Ist das noch
Demokratie,
wenn der Staat
sagt, ich muss
Mundschutz
tragen?
  • Einschränkung von Reise­möglich­keiten, Gruppen von mehreren Personen dürfen öf­fen­tlich nicht mehr zu­sam­men­kommen, Quarantäne wird verordnet. Auch wenn solche Maß­nahmen zum Schutz der Ge­sund­heit sinnvoll und notwendig sind fragen sich viele, wird unsere Demokratie dadurch nicht Schaden nehmen? Doch auch hier scheint zu gelten, wer sich offline nicht treffen kann, der trifft sich online. So wie die Teil­neh­merinnen und Teilnehmer der Fridays for Future Bewegung, die mit Beginn der Krise ins Internet um­ge­zogen sind. Auch wenn online weniger junge Menschen mitmachen, Corona ist nicht das Ende der Bewegung. Sogar neu Pro­test­be­we­gungen sind in der Krise entstanden, zum Beispiel Bewegungen, die sich für Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern in land­wirt­schaft­lichen Betrieben und Schlacht­höfen einsetzen.
    Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat zudem herausgefunden, das Online-Petitionen in der Corona-Krise einen massiven Aufschwung erlebt haben: Im März wurden bis zu fünfmal mehr Petitionen gestartet als vorher. „Dieser deutliche Anstieg des politischen Protests im digitalen Raum zeigt, dass die Demokratie auch in Krisenzeiten Resilienz beweisen kann“, so die Autoren der Studie.
Eine Mords-Geschichte
Alles begann mit einem Lynchmord. Die Geschichte der Demokratie ist eine blutrünstige. Und eigentlich wäre die Demokratie schon vor langer Zeit ausgestorben. Wäre da nicht…
Mehr erfahren
Chris Chris
Problem Klimawandel
gelöst?
  • Und plötzlich erreichen wir die Klimaziele doch? Leere Autobahnen, leere Flugzeuge, leere Hotels. Was für Bran­chen wie den Tourismus ein Alptraum ist, ist für das Klima ein Segen: Wissenschaftler der TU Kaisers­lautern berechneten den “Corona- Effekt” auf das Klima und sind optimistisch, dass Deutschland die
  • Klimaziele für 2020 doch noch erreichen kann, wenn die Maßnahmen ein wenig fortgeführt werden. Sie fanden heraus, dass in Europa die Nachfrage nach Strom um 19 Prozent gesunken ist, was zu einem Rückgang der Emmissionen um 34% allein im Eniergiesektur geführt hat. Weltweit machen Meldungen von bis zu 50% geringeren CO₂-Emmisionen, besserer Luftqualität und sogar Delphinen in den Kanälen in Venedig* die Runde. Die Natur atmet auf inmitten des Chaos? In der Krise hat die Mensch­heit jedenfalls bewiesen, dass sie sehr wohl in der Lage ist, in Rekordzeit das größte Problem der Menschheit zu lösen: den Klima­wandel. Wenn wir das schon einmal geschafft haben, können wir das nicht weiter tun? Radikaler Verzicht als Lösung der Klimakrise? Besser wäre doch, wenn wir Freiheit und das Leben genießen und trotz­dem das Klima schützen können. Smarte Technologien zeigen die Richtung auf:
    So rechnet Greenpeace vor, dass sich gigantische 5,4 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen allein dadurch einsparen lassen, dass Arbeitnehmer an zwei Tagen in der Woche ihr Auto stehen lassen und von zu Hause aus arbeiten.
Julia Julia
Kann ich das aus dem
Homeoffice machen?
  • Keine Pendlerstaus, keine Hektik am Morgen, weniger Termine und weniger Stress. Da liegt die Frage nahe: Kann die Entschleunigung im Leben generell und gerade auch im Berufsleben nicht so weitergehen? Besonders in Bal­lungs­zentren profitieren die Menschen seit Beginn der Corona-Krise vom Homeoffice: zu Beispiel in London, wo vor der Krise Pendlerstaus bis zu eineinhalb Stunden zur Normalität gehörten. Laut einer BBC Recherche planen 50 der größten Arbeitgeber nicht, ihre Mitarbeitenden absehbar wieder Vollzeit in die Büros zu holen.

    Für viele Unternehmen wird Arbeiten von zu Hause auch in Deutschland langfristig zur Normalität, wie das Ifo-Institut mit einer Unternehmens­um­frage feststellte. Mehr als die Hälfte will Homeoffice-Lösungen langfristig anbieten.

    Auch die Erfahrung, dass viele Mee­tings online gut funktionieren und somit entsprechend Geschäftsreisen sich erübrigen, hat Konsequenzen: „Ich werde meine Reisetätigkeit nach der Krise deutlich verringern. Ich bin viel produktiver, als wenn ich die ganze Zeit unterwegs bin“ sagt Telekom-Chef Tim Höttges.
    5,4

    Gigantische 5,4 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen lassen sich allein dadurch einsparen , dass Arbeitnehmer an zwei Tagen in der Woche ihr Auto stehen lassen und von zu Hause aus arbeiten, so rechnet Greenpeace vor.

Peter Peter
Wie jetzt, meine
Tochter verteilt
überall ihre
Standortdaten?
  • Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, haben bereits vier Monate nach Veröffentlichung über 18 Millionen Menschen in Deutschland die Corona Warn-App installiert und sammeln bereitwillig Standort-Daten. Tendenz steigend. Und das in Deutschland, das im Ausland als übervorsichtig in Sachen Datenschutz gilt. Aber die Deutschen sind völlig entspannt. Zurecht, denn die Daten bleiben anonym und lokal auf dem Handy gespeichert.

    Dieses Vertrauen in den Schutz der Daten ist grundlegende Voraussetzung, damit viele Menschen die Corona Warn App herunterladen. Studien der Oxford Universität belegen, wenn nur 15 Prozent der Bevölkerung Kontakt­verfolgungs-Apps nutzen, kann die Technologie in Verbindung mit weiteren Maßnahmen helfen, die Pandemie einzudämmen. Je mehr Menschen sich beteiligen, umso schneller können Infektionsketten unterbrochen und Leben gerettet werden.
    60%
    Ab einer Verbreitung von 60% kann die Corona-Pandemie mit der Corona Warn-App gestoppt werden

So funktioniert die App

Damit die App dich richtig schützen kann, reicht es nicht, sie zu installieren. Sie muss im Hintergrund geöffnet bleiben und Bluetooth muss aktiviert sein. Denn die Corona-Warn-App nutzt Bluetooth, um Abstand und Begeg­nungs­dauer zwischen Handynutzern zu messen. Diese Daten merkt sich die App anonym. Meldet ein Nutzer, dass er positiv getestet wurde, warnt die App alle Menschen, mit denen es einen Kontakt gab. Ein komplexer Algorithmus des Robert Koch Institut berechnet dabei das Risiko.

Markus Markus
Komm mal auf den
Balkon, ich will dir das
Salz zurückgeben
  • In der Entschleunigung und Not der Corona-Krise be­sin­nen wir uns stärker auf mehr Miteinander - wir sind enger zu­sam­men­gerückt und halten gleichzeitig Abstand. Kreative Ideen, ob live Musik auf dem Hinter­hof, Einkaufshilfen oder Boten­dienst sollen vor allem hilfsbedürftigen Menschen die Isolation erleichtern. Viele solcher Initiativen haben sich über das Internet organisiert. Die Studie "Gesell­schaft­licher Zusammenhalt 2020" der Bertels­mann Stiftung kommt zu dem Er­gebnis, dass die Solidarität in Deutschland in den ersten Monaten nach Ausbruch der Pandemie gewachsen ist.

    Das Internet bietet für unter­schied­liche Krisen Lösungen, nicht nur für eine Pandemie. So hilft es uns beispielsweise mit wenigen Klicks den nächsten Nachbarn zu finden, der seine Bohrmaschine verleiht. Der Verzicht auf den Kauf einer eigenen Maschine schon Ressourcen und die Umwelt.
Schon gewusst?
Skandalöse 13 Minuten nutzen wir unsere Bohrmaschine in ihrem Leben durchschnittlich, ehe wir sie wegschmeißen. Dabei gibt es gut Gründe, sie öfter mal zu verleihen
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Joel Joel
Traust du dich da
jetzt überhaupt hin?
  • Viele haben in der Corona-Pandemie Angst, sich beim Arzt anzustecken, und vermeiden den Gang in die Praxis. Die Politik hat reagiert und Lockerungen ein­ge­führt und den Weg frei gemacht für mehr Online-Sprechstunden. Gerade für Menschen, die auf dem Land leben, ist dies ein großer Schritt zu mehr Gesundheit und Lebens­qualität, der nervige Weg in den verstopfte Stadt bleibt erspart. Doch auch Städter profitieren, denn Langeweile im Wartezimmer ist Schnee von gestern.

    Sei vorsichtig, wenn Du deine Krankheiten bei “Dr. Google” behandeln willst. Anders als Ärzte unterliegt der nicht der Schweige­pflicht. Welche Folgen das haben kann und wie du dich sicher schlau machen kannst, erfährst du im Themen­special zur digi­talen Privatsphäre.
    8 Tipps für mehr Privatsphäre
    Du fühlst dich von Datenkraken beobachtet? Herzlichen Glückwunsch, da liegst du richtig. Doch mit diesen acht Tipps schützt du deine Privatsphäre, und das, ohne zum digitalen Außenseiter zu werden. Mehr Infos hier
Darrell Darrell
Aber machen die
Milliarden Video-Chats
nicht unser Klima kaputt?
  • Berechtigte Frage. Videos streamen, Serien online schauen, Videochats mit Freunden, all das ver­ur­sacht CO₂-Emis­sio­nen. Denn damit die Serie vom Server gestochen scharf auf deinem Bildschirm landet, müssen viele Bits und Bytes eine lange Reise antreten und das braucht eine Menge Energie. Sind Serienjunkies also die neuen Vielflieger?

    Dieser Frage widmete sich anlässlich der Corona Krise das Fraunhofer Institut. Denn in der Corona-Krise glühen die Datenleitungen, ganz Deutschland ist zu Hause und streamt Videos. Vier von fünf Datenpaketen, die durch die Datenleitungen rauschen, transportieren heutzutage Videoinhalte. Bei der Studie hat das Fraunhofer-Institut herausgefunden: Ob Serienjunkies das Klima belasten hängt zwar auch von der Frage ab, wieviel sie streamen. Viel ent­schei­dender ist jedoch, über welches Netz. Wenn du zu Hause über WLAN ins Glasfasernetz gehst und zehn Stunden am Stück deine Lieb­lings­serie auf deinem Laptop guckst, bist du fünfmal klima­freund­licher, als wenn du dieselbe Serie nur eine Stunde über dein Handy im 3G Netz schaust.
    2g Glasfaser
    4g Kupferkabel
    5g 5G
    13g 4G
    50g 3G
    Übrigens solange du im Telekom-Netz surfst, bist du klimaneutral unter­wegs. Denn das läuft deutsch­land­weit schon jetzt zu 100% mit er­neuer­baren Energien. Ab 2021 setzt die Telekom konzernweit auf Strom aus er­neu­er­ba­ren Energien. Auch bei Rechenzentren setzt die Telekom auf Nachhaltigkeit. Das Rechenzentrum in Biere ist beispiels­weise nicht nur eines der nachhaltigsten auf dem Planeten, es ist eine regelrechte Daten-Festung.
    Mehr dazu im Beitrag
    Der grüne Datenbunker
Wie du im netz surfst, ohne das klima zu belasten
Kann das Internet das Klima retten? Wie du im Netz surfst, ohne das Klima zu belasten, und wie du das Internet sogar nutzen kannst, um das Klima zu entlasten, erfährst du hier
Mikki Mikki
Schatz, kannst du
das Klopapier online
bestellen?
  • Was wäre ein Blick auf die Corona-Pande­mie ohne die Klo­pa­pier-Frage. Selbst das können wir heute online bestellen, was uns vor allem dann freut, wenn die Hand im Super­markt in ein leeres Regal taucht. Vor­aus­setzung für das online shoppen ist eine gute Netzanbindung, ob Stadt oder Land.

    Wurden Landbewohner in den 90ern noch als “uncooles Landei” ab­ge­stem­pelt zieht es heute viel Städter wieder aufs Land. Nicht nur günstiger Mieten, bessere Luft und Ruhe sind bei der Entscheidung fürs Landleben aus­schlag­gebend, sondern ebenso eine gut Vernetzung - wir leben, lernen, arbeiten heute (fast) alle im Netz. Und wer heute auf dem Lande lebt, möchte genauso #dabei sein, wie ein Großstädter.

    Das geht natürlich nur mit einem stabilen Netz, das sich auch in Krisen­zeiten bewährt. Deshalb inves­tiert die Telekom jedes Jahr Milliarden in den Netzausbau. In Deutschland sind wir seit Jahren der größte Investor in diesem Bereich. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Unsere Investitionen haben sich ausgezahlt. Trotz des stark erhöhten Datenverkehrs blieb unser Netz bislang stabil – ein starkes Signal, denn gerade in Krisenzeiten erleben wir, wie wichtig für uns alle das Internet ist.

K risen heben bestehende Ungleichheiten stärker hervor. Die Studie "Gesellschaftlicher Zu­sam­men­halt 2020" der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass Corona soziale Ungleichheit verschärft.

Auch wenn Max Frisch die Chancen einer Krise in den Fokus stellt, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass es auch Verlierer der Krise gibt. Betroffen sind zum Beispiel Menschen mit geringerem Einkommen, die den Einkommens­verlust durch Kurzarbeit nicht ausgleichen können. Frauen, die bei geschlossenen Kitas und Schulen Kinder­betreuung und Job unter einen Hut bringen müssen. Und nicht zuletzt Kinder, die unter Schulschließung, Kontaktverboten und Quarantäne besonders leiden. So ist es nicht verwunderlich, dass laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinder­hilfs­werks eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Forderung unterstützt, endlich Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern.