Höchstwahrscheinlich sprichst auch du die Sprache des digitalen Zeitalters. Sehr gut, denn diese neue Art zu kommunizieren hat zahlreiche Vorzüge!
U nvollständige Sätze ohne Punkt und Komma, Abkürzungen, neue Wörter und Emojis. Leben wir im Zeitalter des Untergangs der Sprache? Wie hat die digitale Revolution unsere Sprache verändert? 3 Trends zusammengefasst:
„Wie geht es dir?“ – „:(“. Klare Ansage: Der anderen Person geht es nicht so gut. Mit den Smartphones konnten sich die Emojis verbreiten. Sprache kann durch diese Symbole bereichert werden, denn: Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte! Durch ihren bildhaften Charakter bringen Emojis Gespräche sehr schnell auf den Punkt und machen viele Worte überflüssig.
Durch ihren bildhaften Charakter bringen Emojis Gespräche sehr schnell auf den Punkt und machen viele Worte überflüssig.
Emojis haben noch einen weiteren Vorteil: Sie sind als Symbole universell. Ein lachendes oder weinendes Gesicht interpretiert man überall auf der Welt gleich. Manche Forscher sprechen hier sogar schon von einer Lingua franca der Piktogramme. Oft hört man Menschen Sätze in ihr Smartphone sprechen wie: „Du, ich bin grade auf dem Heimweg!“ „Ich kann jetzt nicht, ich stehe im Supermarkt an der Kasse.“ Oder: „Ich höre im Moment das neue Lied von …“
Das wird in Zukunft wohl seltener werden – immer dann, wenn diese Informationen unserem Gesprächspartner automatisch übermittelt werden. Schon heute gibt es Services, die anzeigen, welche Musik wir gerade hören. Und bald können wir sicher unseren aktuellen Standort, unsere Körpertemperatur, den Puls und wie viele Schritte wir heute schon gelaufen sind automatisch mitteilen. Alles Daten, die wir bewusst oder unbewusst permanent mittels unserer kleinen digitalen Begleiter wie Tablet, Smartwatch oder Fitness-Tracker sammeln und abgeben, und somit anderen erlauben, sich ein RundumBild von unseren Befindlichkeiten und Aktivitäten zu machen. Das Übermitteln unserer gerade gehörten Musik, unserer Essgewohnheiten, unserer körperlichen Aktivität – all das ist Kommunikation, auch wenn uns das oft nicht bewusst ist. Für Skeptiker des bruchlosen Teilens von digitalen Inhalten (Frictionless sharing) ist diese Entwicklung ein Albtraum. Umso wichtiger ist es, die Apps und Datenschutzeinstellungen entsprechend zu konfigurieren.
Wer braucht schon Groß- und Klein- schreibung, um sich im Chat schnell über die Party am Wochenende auszutauschen? „na, wie war‘s am we?“ – „ganz nett, hast nix verpasst“ Diese „Vermündlichung“ des Schreibens entspricht eher klassischen Erzähltraditionen. Jeder textet so, wie ihm der Mund gewachsen ist, ergänzt um zahlreiche Bilder und Symbole. So entstehen direkte und emotionale Aussagen, die unserer mündlichen Kommunikation sehr nahekommen. Dies muss aber nicht zwangsläufig zu einer Verarmung der Sprache führen: Wer regelmäßig zwischen knapper Chat-Sprache und korrekter, offizieller Sprache im Arbeitsalltag hin und her wechselt, der kann seine Sprachkompetenz erweitern und verfeinern. Weil man sich auf die jeweilige Situation und den adäquaten Sprachgebrauch immer mit viel Fingerspitzengefühl und sowohl sprachlicher als auch sozialer Kompetenz einstellen muss, so Beate Henn-Memmesheimer, Professorin für Linguistik an der Universität Mannheim.